Was ist der Mozart-Effekt?


Der „Mozart-Effekt“ ist ein Begriff, der mit der Idee in Verbindung gebracht wird, dass das Hören von Musik, insbesondere von Mozart, die kognitiven Fähigkeiten steigern kann, vor allem das räumliche Vorstellungsvermögen. Diese Theorie gewann in den 1990er Jahren viel Aufmerksamkeit, nachdem eine Studie in der renommierten Zeitschrift Nature veröffentlicht wurde, die nahelegte, dass das Anhören von Mozart die Intelligenz erhöhen könnte. Diese Untersuchung testete die Fähigkeit von Studierenden, räumliche Aufgaben zu lösen, nachdem sie Mozart gehört hatten.

Am Ende dieses Artikels werden wir die Frage klären: Macht klassische Musik tatsächlich schlauer? Wir werden uns einige der neueren Forschungsergebnisse ansehen, um diese Frage zu beantworten.

Musizierendes Kind vor einem Bild von W.A.Mozart; Quelle: www.pexels.com, herzlichen Dank an Hamid Tajik

Folgen des Mozart-Effekts

Der ursprüngliche Mozart-Effekt, wie in der Studie von Frances Rauscher und Kolleg:innen gezeigt, war vorübergehend. Die Verbesserung der räumlichen Intelligenzleistung hielt nur etwa 10-15 Minuten an. Dies führte jedoch zu einer regelrechten Begeisterung für Mozart und klassische Musik. Die Umsätze für Werke von Mozart stiegen, und in vielen Bildungsbereichen wurde klassische Musik plötzlich als förderlich angesehen.

Sogar in den USA griff die Politik das Thema auf, und in einigen Bundesstaaten erhielten Eltern von Neugeborenen CDs mit klassischer Musik. Der Begriff „Mozart-Effekt“ wurde als Marke patentiert, und es entstand eine ganze Mozart-Effekt-Industrie, mit Büchern, Musik und Workshops, die behaupteten, die Intelligenz zu steigern.

In Europa kam es zu einem Anstieg des Verkaufs von Klassik-CDs, die speziell ausgewählte Musikstücke für Kinder enthielten und die Entwicklung ihrer Intelligenz fördern sollten.

Was sagt die Forschung über den Mozart-Effekt?

Der „Mozart-Effekt“ hat in der Vergangenheit viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen und zahlreiche Studien wurden durchgeführt, um seine Wirkung zu untersuchen. Ich habe daher einige Studien zusammengefasst. Wenn dir das zu detailliert ist, scrolle doch direkt zur Zusammenfassung am Ende des Abschnittes. Hier sind einige wichtige Erkenntnisse aus verschiedenen Forschungsarbeiten:

Studie von Steele et al. (1999): In einer Multicenter-Studie mit 217 Teilnehmern konnte kein statistisch signifikanter Mozart-Effekt in Bezug auf räumlich-visuelle Fähigkeiten nachgewiesen werden.

Metaanalyse von Chabris (1999): Eine Metaanalyse von 16 Studien ergab, dass die gemessenen Leistungsverbesserungen im räumlichen Denken durch Musikhören minimal waren und keine allgemeine Verbesserung der Intelligenz durch Musikhören nachgewiesen werden konnte.

Metaanalyse von Hetland (2000): Eine Metaanalyse von 36 Studien zeigte, dass der Mozart-Effekt zwar schwach war, aber dennoch nachgewiesen werden konnte. Er war jedoch nicht auf das Hören von Mozart beschränkt und trat auch nach dem Hören anderer Musik auf.

Studie von Nantais und Schellenberg (1999): Diese Studie zeigte, dass nicht nur Mozart-Musik, sondern auch andere Musik und sogar Geschichten kurzfristig die räumliche Intelligenz steigern können. Die Wirkung hing stark von der Vorliebe der Proband:innen ab.

Metaanalyse von Pietschnig (2010): Diese umfangreiche Metaanalyse von 39 Studien ergab, dass der Mozart-Effekt tatsächlich existiert, jedoch sehr gering ist und nicht spezifisch für Mozart. Es konnte eine Verbesserung des räumlichen Vorstellungsvermögens nachgewiesen werden, die jedoch minimal war.

Schellenberg und Hallam (2005): Eine Studie an über 8100 Schulkindern ergab, dass die Musikpräferenz der Kinder einen Einfluss auf die Leistungssteigerung des räumlichen Vorstellungsvermögens hatte. Kinder zeigten bessere Leistungen nach dem Hören von Musik, die ihnen gefiel.

Schlussfolgerung: Kann klassische Musik schlauer machen?

Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Hören von klassischer Musik, einschließlich Mozarts Musik, nicht nachhaltig die Intelligenz steigert. Kurzfristige Verbesserungen im räumlichen Denken können auftreten, sind jedoch minimal und nicht spezifisch für klassische Musik. Musik-Vorliebe, Stimmung und Erregungszustände spielen eine wichtige Rolle in diesem Prozess. Klassische Musik kann jedoch als angenehme und anregende Hintergrundmusik dienen, die die Stimmung positiv beeinflusst und somit die Leistungsbereitschaft vorübergehend steigern. Es ist wichtig zu verstehen, dass klassische Musik allein keine signifikante langfristige Verbesserung der Intelligenz bewirkt.

Quellen und zum Weiterlesen:

Dick, A. , Reuter, C. (2013). Bedeutung des Musikerlebens für die Entwicklung des Kindes in westlichen Kulturen. Diplomarbeit, Diplomstudium Musikwissenschaft

Steele, K., Bella, S., Peretz, I. et al. Prelude or requiem for the ‘Mozart effect’?. Nature 400, 827 (1999). https://doi.org/10.1038/23611

Chabris, C. F., Steele, K. M., Bella, S. D., Peretz, I., Dunlop, T., Dawe, L. A., Humphrey, G. K., Shannon, R. A., Kirby, J. L., Jr., Olmstead, C.G., & Rauscher, F. H. (1999). Prelude or requiem for the „Mozart effect“? Nature, 400(6747), 826–828. https://doi.org/10.1038/23608

Hetland, L. (2000). Listening to Music Enhances Spatial-Temporal Reasoning: Evidence for the “Mozart Effect.” Journal of Aesthetic Education, 34(3/4), 105–148. https://doi.org/10.2307/3333640

Nantais, K. M., & Schellenberg, E. G. (1999). The Mozart Effect: An Artifact of Preference. Psychological Science, 10(4), 370-373. https://doi.org/10.1111/1467-9280.00170

Pietschnig, Jakob & Voracek, Martin & Formann, Anton. (2010). Mozart effect–Shmozart effect: A meta-analysis. Intelligence. 38. 314-323. 10.1016/j.intell.2010.03.001.

Schellenberg, E. G., & Hallam, S. (2005). Music listening and cognitive abilities in 10- and 11-year-olds: the blur effect. Annals of the New York Academy of Sciences, 1060, 202–209. https://doi.org/10.1196/annals.1360.013


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